Jannes Hollbach Jannes Hollbach
Foto: Yvonne Cwynar

Menschen

Gute Vibes als Geschäftsmodell

„The Good Vibes“ – so lautet der Untertitel des Fashion-Stores HOLLBACH, der seit Ende 2020 am Alten Fischmarkt mit Sneakers, lässiger Oldschool Streetwear und Casual Sportswear lockt. Und gute Vibes versprüht nicht nur das Geschäft, sondern auch dessen Gründer Jannes Hollbach. Der 39-Jährige lebt, wenn er gerade nicht nach Münster pendelt, auf Norderney. Hier auf der Insel entwickelte er das Konzept von HOLLBACH und ging – noch vor der Eröffnung des münsterschen Stores – mit der ersten Filiale an den Start. Jannes sprüht vor Energie, Kreativität und guten Ideen. Und so steht sein Nachname nicht nur für die Läden in Münster und auf Norderney, sondern für einen ganzen Lifestyle, zu dem inzwischen auch ein Gastro-Konzept, ein reiner Mädels-Store und eine Kreativ-Agentur gehören – aber dazu später mehr. All diese Ableger von Jannes‘ HOLLBACH-Konzept spiegeln den Lebensstil wider, den der Gründer selbst lebt und liebt: Entspannte Stimmung, coole Vibes und lässige Mode aus der Oldschool Hiphop-, Funk- und Jazz-Szene. Retro-Sportswear, die von den amerikanischen Basketballmannschaften der 80er und 90er und von den Tennis-Stars aus Jannes‘ Jugend inspiriert ist, und hippe Marken wie New Balance und Carhatt, die sich immer wieder neu erfinden. Und eben nicht nur gute Kleidung, sondern auch guter Wein, guter Kaffee, gutes Interior-Design, gute Musik. All das gehört für Jannes untrennbar zusammen, und all das macht HOLLBACH zu einer Art Mikrokosmos, der einer ganz bestimmten Lebensphilosophie folgt.

Sneaker im HOLLBACH Store Münster Foto: Yvonne Cwynar
Lässige Sneaker im HOLLBACH-Store in Münster ...
Jannes Hollbach Foto: Yvonne Cwynar
... gehören ebenso zum HOLLBACH-Gesamtkonzept wie gute Weine im Corner-Kiosk auf Norderney, den Jannes im April 2022 eröffnete.

Doch wer ist Jannes Hollbach, der diesen Mikrokosmos erschaffen hat? Jannes kommt gebürtig aus Leer in Ostfriesland, die Urlaube seiner Kindheit und Jugend verbrachte er auf Norderney. Nach der Trennung seiner Eltern zog Jannes‘ Mutter vor 25 Jahren auf die Nordseeinsel, seine Schwester folgte. Jannes selbst zog mit 18 ebenfalls dorthin, legte jedoch in den darauffolgenden Jahren verschiedenste Stationen in Oldenburg, Kassel, Köln und Hamburg ein. Nach einem abgebrochenen Studium und einer Ausbildung als Sport- und Fitnesskaufmann landete er schließlich wieder auf Norderney, wo er sich mit einem eigenen kleinen Laden selbstständig machen wollte. Jannes‘ eigenes HOLLBACH-Konzept war damals noch nicht geboren, stattdessen eröffnete er zunächst einen Franchise-Laden für Adenauer&Co. „Da hat zum ersten Mal in meinem Leben etwas richtig gut funktioniert. Damals dachte ich mir: Vielleicht ist das die Rettung für mein verkorkstes Studium und alles andere, was ich vorher nicht auf die Kette bekommen habe“, erinnert er sich. Jannes zog nach Düsseldorf, eröffnete und begleitete als Retail Manager innerhalb von anderthalb Jahren zehn Franchise-Stores in ganz Deutschland und sammelte in dieser Zeit wichtige Erfahrungen und Einblicke in die Einzelhandel- und Modewelt.

HOLLBACH Store Münster Foto: Yvonne Cwynar
Erste Erfahrungen in der Modewelt sammelte Jannes im Franchise-Business. Bei seinen eigenen HOLLBACH-Läden kann er nun alles selbst gestalten – vom Sortiment bis hin zur Hintergrundmusik.

Rückschläge und neue Chancen 

Wenig später zog es Jannes zurück nach Norderney, wo er seine eigene Dachmarke Maad Waters gründete, mit der er bis heute Franchise-Läden für Marken wie Marc O’Polo, Adenauer&Co und Juvia betreibt. Als der junge Unternehmer gerade ein Haus auf der Insel gekauft hatte, musste er jedoch eine Erfahrung machen, die seine Glückssträhne jäh beendete und bis heute bitter schmeckt: Er geriet an einen Geschäftspartner, der sich als Betrüger herausstellte und ihn um sein ganzes Geld brachte. „Danach musste ich nochmal auf den Reset-Knopf drücken und wieder bei 0 anfangen“, erzählt Jannes. Aus heutiger Sicht hatte das jedoch vielleicht sogar sein Gutes: Denn mehr oder weniger aus der Not heraus übernahm Jannes den Adenauer&Co-Store in Münster, um sich über Wasser zu halten. Weil seine Mutter als Haltern am See und sein Vater aus Ahlen stammt, hatte er schon in seiner Jugend viel Zeit hier verbracht und einen Bezug zur Stadt – und nun auch geschäftlich einen Fuß in der Tür. Trotzdem führt die Geschichte von HOLLBACH – The Good Vibes erstmal wieder nach Norderney: Denn hier erfuhr Jannes 2020, dass eine der schönsten Locations der Insel freiwerden würde. „So eine Chance kommt hier nur alle paar Jahrzehnte, da musste ich zuschlagen!“ Und so entwickelte Jannes sein eigenes Konzept und eröffnete an der Norderneyer Poststraße seinen ersten eigenen Laden. Zunächst ging dieser unter dem Namen Post Season an den Start – in Anlehnung an die Nachsaison, wenn die Strände langsam leerer werden und die Insel zur Ruhe kommt. Wegen Markenrechtsproblemen mit der amerikanischen Baseball-Liga folgte jedoch bald die Umbenennung zum Gründer-Nachnamen HOLLBACH. 

Leicht gemacht wurde es Jannes und seinem neuen Konzept jedoch nicht: Die Gründung fiel mitten in die Pandemie, im Store auf Norderney blieb wegen des Lockdowns ein Großteil der Ware liegen. Um diese loszuwerden, entschied sich Jannes für einen zweiten Standort in Münster. Doch nur neun Tage nach der Eröffnung am Alten Fischmarkt musste das Geschäft wegen des zweiten Lockdowns die Türen wieder schließen – ein holpriger Start. Trotz aller Umstände war und ist Jannes bis heute glücklich darüber, mit HOLLBACH nun endlich ein Konzept zu haben, das er zu hundert Prozent selbst gestalten kann. Während er in seinem Franchise-Business wenig Spielraum für die eigene Kreativität hat, kann er in den HOLLBACH-Stores genau das ausleben und umsetzen, was ihm gefällt. „Alles, was wir machen, bin zu hundert Prozent ich“, so Jannes. So ist er selbst meistens in Kleidung aus dem eigenen Sortiment anzutreffen, das oft oversized, unisex und immer lässig daherkommt. Lässig sind auch die Kunden von HOLLBACH, auch wenn es kleine Unterschiede zwischen den beiden Standorten gibt: Das Publikum des münsterschen Stores sei einen Tacken jünger und modischer unterwegs und gehe gezielter shoppen als die Familien auf Norderney, die sich während ihres Urlaubes treiben lassen und fast zwangsläufig irgendwann bei HOLLBACH landen würden, berichtet Jannes.

Jannes Hollbach Foto: Yvonne Cwynar
„Ich selbst bin unser bester Kunde!“, so Gründer Jannes. Die Styles aus den Läden trägt er gerne auch privat – und die Getränke im Corner schmecken ihm natürlich auch!

Das HOLLBACH Gesamtkunstwerk

Apropos Kunden: Diese finden auf Norderney nicht nur HOLLBACH – The Good Vibes und das exklusiv weibliche Pendant HOLLBACH – The Girls Club, sondern inzwischen auch das oben erwähnte Gastro-Konzept HOLLBACH – The Corner. In einem kleinen Eckladen eröffneten Jannes und sein Team eine Art hippen Kiosk, in dem Gäste auf einen guten Wein, Cocktail oder Kaffee einkehren können. Die Idee dahinter: „Viele Kaufhäuser haben eine eigene Kaffeeecke oder eine Bar, wo die Kunden Pause machen und einen leckeren Drink genießen können.“ Das wollte Jannes auch für seine eigenen Geschäfte – aber weil er nun mal keine großen Kaufhäuser betreibt und die Läden auf Norderney ohnehin kaum mehr als 100 Meter voneinander entfernt liegen, lagerte er die Gastronomie aus. Wie in jedem Bereich seines HOLLBACH-Konzeptes setzt Jannes auch im Corner auf Individualität und hohe Qualität: Mit einem Sommelier stellte er ein Sortiment aus handgelesenen Weinen zusammen, vom münsterschen Herr Hase ließ er sich eine eigene Kaffeeröstung kreieren, und für die Drinks holte er sich einen professionellen Cocktail-Mixer aus Bochum ins Team.

HOLLBACH The Corner auf Norderney Foto: Martin Pohl
Eine Mischung aus Weinbar, Kaffeebar und Späti: So beschreibt Jannes das Konzept von HOLLBACH – The Corner auf Norderney.
HOLLBACH The Corner auf Norderney Foto: Martin Pohl
Die Klischeesituation: „Wenn die Frauen shoppen sind, können die Männer hier in Ruhe einen guten Wein oder Kaffee genießen“, so Jannes. Andersherum geht es natürlich auch – oder die Inselbesucher legen hier eine gemeinsame Shopping-Pause ein.

Dass Jannes‘ Tatendrang und Ideenreichtum niemals zu versiegen scheinen, zeigen auch seine Überlegungen für die Zukunft: Gerne würde er das HOLLBACH-Konzept weiter fortführen und zusätzlich ein Hostel und eine kleine Tapas-Bar eröffnen – natürlich ebenso mit ganz entspannter Atmosphäre und im lässigen HOLLBACH-Stil. „Oder, noch besser: Direkt ein ganzes HOLLBACH-Areal, in dem Menschen gerne den ganzen Tag verbringen und alles finden, was das Herz begehrt: Mehrere Geschäfte, eine Kaffeebar, einen Weinhandel, womöglich sogar ein Fitnessstudio und eben auch eine Übernachtungsmöglichkeit.“ Auch ein DJ, der für die musikalischen Good Vibes sorgt, dürfte dann natürlich nicht fehlen. Und wen wundert’s: Das könnte Jannes theoretisch sogar selbst übernehmen. Seit einem Strand-Festival auf Norderney, auf dem HOLLBACH einen Weinstand hatte und Jannes eigentlich nur ein bisschen Hintergrundmusik machen wollte, brachte er die Menge zum Tanzen – ohne vorher jemals professionell aufgelegt zu haben. Kurz darauf schaffte er sich ein DJ-Pult an, verkroch sich vier Wochen lang zum Üben und spielt seine Oldschool Hiphop-Sets seitdem auf eigenen Events und Partys von Freunden. Ein weiteres seiner vielen Standbeine? „Musik macht mir großen Spaß und ist eine Leidenschaft, aber mein Steckenpferd wird das nicht“, verneint er lachend.

Jannes Hollbach als DJ Foto: Yvonne Cwynar
Als DJ auf Partys auflegen ...
Jannes Hollbach beim Tennis Foto: Yvonne Cwynar
... und Tennis spielen an der Sudmühle: Neben seinen zahlreichen beruflichen Projekten ist Jannes auch in seiner Freizeit sehr aktiv.

Seinen Alltag verbringt Jannes zu etwa Zweidrittel auf der Insel, den Rest der Zeit ist er in Münster. Nicht nur, um sich um den hiesigen HOLLBACH-Store und seine anderen Geschäfte zu kümmern, sondern auch um Tennis an der Sudmühle zu spielen und sich mit seinem münsterschen Freundeskreis zu treffen. Dass für so etwas neben all seinen Projekten noch Zeit bleibt, ist eigentlich kaum vorstellbar – denn alle paar Monate kommt Jannes mit einer neuen Idee um die Ecke: So gehört zu HOLLBACH mittlerweile auch ein Online-Shop mit ein paar ausgewählten Artikeln aus dem Sortiment und eine eigene Kreativ-Agentur (HOLLBACH – The Studio), in der Jannes und sein Team Social-Media-Content für sich selbst und andere kreieren. Momentan denkt Jannes außerdem darüber nach, seine ereignisreiche Reise in einem Buch niederzuschreiben. Genug Stoff hätte er jedenfalls! Man darf gespannt sein, was sich in den nächsten Jahren tun wird im HOLLBACH-Universum – in Münster, auf Norderney oder irgendwo dazwischen.

 

 

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